Überlebensweisheiten, auch Katzen-Knigge: die ultimative Anleitung für die Katze, wie sie sich erfolgreich präsentiert und zum Familienoberhaupt wird.
Badezimmer
Begleite Deine Menschen stets ins Bad. Es ist nicht notwendig,
dabei irgendwas zu tun, setz Dich nur hin und starre sie an.
Katzenklo
Wenn du das Klo benutzt, achte immer darauf, dass Du so viel Streu wie möglich aus der Schale kramst. Menschen fühlen gerne Katzenstreu zwischen ihren nackten Zehen. Gehe nur aufs Klo, wenn es gerade gereinigt worden ist.
Während der Reinigungsarbeiten drängelst Du dann fürchterlich, da Du ja ganz dringend mußt. Wenn Dein Butler dann die alte Streu wegträgt, lege schnell ein Häufchen, damit man schon von weitem riecht, wo das Katzenklo steht.
Übrigens: wenn Du beim Geschäfte machen Deinen Hintern über den Toilettenrand hältst, bleibt die Streu länger sauber.
Kratzbäume
Spezielle Kratzbäume sind nur als Ergänzung zu den übrigen Kratzgelegenheiten wie Sofa, Sessel, gepolsterte Stühle, Tapeten und Teppiche gedacht.
Zeige Deinem Menschen, daß Du den selben auserlesenen Geschmack
hast wie er und mache seinen Lieblingssessel zu Deinem Lieblingskratzbaum.
Schone Deinen eigenen Kratzbaum, denn Du könntest ihn später vielleicht noch gebrauchen.
Gäste
Zeige den Gästen, wer das Sagen hat. Laufe ständig über den Eßtisch, wenn getafelt wird. Wirst Du vom Tisch verwiesen, dann demonstriere lautstark für Dein Gewohnheitsrecht. Mache den Gästen klar, daß Du als Vorkoster für deren Wohl sorgen möchtest. Denke daran: nur wer am lautesten und aufdringlichsten bettelt, bekommt auch am meisten ab. Die Mitleidstour zieht am besten.
Notfalls unterstreiche Deine Forderung mit Sanktionen wie an den Beinen kratzen.
Wenn alles nichts hilft: springe auf den Tisch und hole Dir, was Dir zusteht.
Guten Appetit!
Kümmere Dich um Deine Gäste. Insbesondere dunkel gekleidete Leute und Anzugträger lieben es, wenn Stubentiger an den Beinen vorbeistreifen
und sich auf den Schoß setzen. Suche Dir einen bequemen Schoß aus, aber achte auf einen guten Kontrast zu Deiner Fellfarbe.
Eine weiße Katze sollte sich auf einen dunklen Schoß setzen.
Langweilige Oberhemden und Blusen erhalten durch Fäden ziehen ein individuelles Design, auf welches die Menschen stolz sind.
Insbesondere Damen wissen von Katzen kreierte Laufmaschen zu schätzen.
Betreue vorzugsweise die Personen, die Katzen nicht mögen.
Leiste Überzeugungsarbeit! Die anderen kommen von selbst auf Dich zu.
Wenn sich ein Gast für Dich interessiert, würdige ihn keines Blickes. Genieße es, wenn man um Deine Gunst buhlt. Begleite Deine Gäste stets auf die Toilette und passe auf, ob sie alles richtig machen. Werde aber spätestens nach zwei Minuten ungeduldig und verlange, sofort rausgelassen zu werden. Bist Du dann draußen, verlange sofortigen Einlaß. Somit verhinderst Du, daß das Örtchen unnötig lange blockiert wird. Damit sammelst Du Pluspunkte bei den anderen Gästen.
Falls ein Gast bei Deiner Anwesenheit ständig niest oder Atemprobleme bekommt, hat er möglicherweise eine Katzenallergie. Dies ist eine fürchterliche Krankheit. Solche Patienten brauchen viel Mitleid und Fürsorge, kümmere Dich also besonders. Am besten fächerst Du ihn mit Deinem Schwanz Frischluft zu.
Setze Dich auf seinen Schoß, streife an seinen Beinen, oder lecke ihm Gesicht und Hände ab. Das kommt immer gut an und fördert die Heilung. Krabble grundsätzlich in die vom Gast mitgebrachten Taschen und durchsuche sie gründlich.
Der Gast wird sich noch Wochen über die hinterlassenen Haare freuen.
Mobiliar
Wenn Du erbrechen musst, spring schnell auf einen Stuhl. Falls Du das in der Eile nicht mehr schaffst, stell Dich auf den teuren Orientteppich. Gibt es keinen Orientteppich, ist eine zottelige Brechunterlage auch akzeptabel. Erbricht Du Dich auf dem Teppich, mach es mit Anlauf und am besten gleich zweimal, damit der Fleck mindestens so groß wird wie ein menschlicher Fuß.
Türen
Geschlossene Türen sind verboten, egal zu welchem Zimmer. Stell Dich auf die Hinterbeine um eine Tür zu öffnen und hämmere mit den Vorderpfoten auf sie ein. Ist die Tür offen, ist es nicht unbedingt notwendig, sie zu benutzen. Hast Du erreicht, dass sich eine Tür ins Freie öffnet, bleib einfach halb drinnen, halb draussen stehen und denke über Verschiedenes nach. Dies ist besonders wichtig bei sehr kaltem Wetter, Regen, Schnee oder starkem Mückenaufkommen.
Schuhe
Obwohl es seit Ewigkeiten Schuhe mit Klettverschluß gibt, lassen sich viele Zweibeiner Tretlatschen mit Schnürriemen aufschwatzen. Diese Kauf-Fehlentscheidung hat fatale Folgen: Das tägliche Zuschnüren und Öffnen kostet Deinem Butler Zeit - viel Zeit, rechnet man den Aufwand auf Jahre zusammen. Zeit, die er besser damit verberingen könnte, Dir zu dienen. Also helfe ihm, sich von dem Übel zu befreien. Es hilft oft schon, wenn Du die Riemen regelmäßig kürzt. Das erleichtert ihm das aufwändige Handling: Das Schleifenbilden entfällt und er kann nicht mehr über seine Schnürriemen fallen.
Zimmerpflanzen
Versuche sie als Toilette zu benutzen. Gelingt dies nicht, dann sind sie störendes Unkraut. Sorge dafür, daß die Fensterbank nicht zuwuchert. Zerlege die Pflanzen in Einzelteile. Dein Mensch wird begeistert sein, weil er das Unkraut nicht mehr beischneiden muß.
Trockenblumensträuße zu zerlegen macht besonders viel Spaß. Also helfe Deinem Menschen, sich von diesen vertrockneten Pflanzen zu trennen. Er wird es Dir lautstark danken.
Fütterung
Friss niemals aus Deinem Napf, wenn Du das Essen auch vom Tisch klauen kannst. Trinke niemals aus Deiner Wasserschüssel, wenn irgendwo ein Glas Wasser -
oder besser noch Milch - steht.
Ansonsten gilt:
Esse niemals zuerst aus Deinem Napf, wenn die anderen Katzen eine separate Futterschale haben. Dein Futter ist für Dich reserviert und als Nachtisch gedacht. Jammere stets um Essen. Wenn es serviert worden ist, rühre es nicht an.
Es ist noch zu frisch! Du mußt weiter betteln, bis Dir irgendwann ein weiteres Menü serviert wird. Entscheide Dich dann für das erste, denn das zweite schmeckt noch schlechter als das erste. Tue so, als ob der Hunger es reintreiben würde. Lege die Brocken zunächst neben den Napf und sortiere sie nach Genießbarem.
Verzehre dann nur ausgewählte Stücke. Laß´ den Rest für Deinen Zweibeiner liegen. Er soll ja schließlich nicht verhungern.
Tagesrhythmus
Die Menschen stehen täglich frühmorgens auf, um zur Arbeit zu fahren.
Schließlich müssen sie Geld verdienen um ihre Stubentiger versorgen zu können. Werfe ihnen daher einen verständnisvollen Blick zu, während Du im Bett liegen bleibst bzw. vom Fußende auf das gerade frei gewordene Kopfkissen wechselst.
Am Wochenende vergessen Deine Arbeitstiere meist, den Wecker zu stellen. Sorge unbedingt dafür, daß sie rechtzeitig geweckt werden. Schreie, springe aufs Bett, ziehe an den Haaren oder beiße ins Ohr. Vielleicht will Dein Zweibeiner ja doch noch ins Büro.
Wenn er allerdings abends ins Bett geht und das Licht ausschaltet, ist dies für Dich das Startsignal. Jetzt mußt Du für ein aufregendes Nachtleben sorgen.
Schließlich möchte Dein Mensch von Dir unterhalten werden. Bist Du dann irgendwann müde, schlafe nachts immer so auf Deinem Menschen, dass er sich im Schlaf nicht umdrehen kann.
Verstecken
Versteck Dich ab und zu mal an Stellen, wo Dein Mensch Dich nicht findet und komme auf keinen Fall eher als nach drei bis vier Stunden hervor. Dadurch gerät der Mensch in Panik (Menschen lieben das) und denkt, Du bist weg gelaufen. Kommst Du dann endlich heraus, wird der Mensch Dich mit Liebe überschütten und küssen, vermutlich bekommst Du auch ein Leckerchen.
Laufen
Flitz so oft wie Du kannst und so nah wie nur möglich, direkt vor den Füßen Deines Menschen her, besonders auf Treppen, wenn er etwas im Arm hält,
im Dunkeln und wenn er morgens gerade aufsteht. Seine Koordinationsfähigkeit wird dadurch enorm verbessert.
Assistenz
Ist einer Deiner Menschen mit irgendeiner Sache beschäftigt und der andere liegt nur faul herum, bleib bei dem Beschäftigten. Sowas nennt man “helfen”, bei den Menschen allgemein auch als “behindern” bekannt.
Nachfolgend alle Regeln fürs richtige “helfen”.
Wenn Du das Kochen überwachst, setz Dich direkt hinter die linke Hacke des Kochs. Du wirst nicht gesehen, und daher stehen die Chancen besser, getreten und dann hochgehoben und gestreichelt zu werden. Liest Dein Mensch, leg Dich direkt unter sein Kinn, genau zwischen die Augen und das Buch, aber nur, wenn Du nicht direkt auf dem Buch liegen kannst.
Hat Dein Mensch Papierkram zu erledigen, leg Dich mitten drauf, aber so, dass Du möglichst viel davon unter Dir hast. Tue so, als ob Du döst, aber streck so oft wie Du nur kannst die Pfote aus und hau auf den Stift. Schreibt Dein Mensch Weihnachtskarten oder füllt die Steuerformulare aus, so denke daran: helfen ist das Ziel! Setz Dich auf das Stück Papier, an dem gerade gearbeitet wird. Wirst Du umplatziert, schau mit einem traurigen Blick herüber. Schreitet die Arbeit gut voran, roll Dich auf den Papieren herum und zerknittere sie so gut du kannst. Wirst Du das zweite mal auf einen anderen Platz verfrachtet, wirf einen Stift nach dem anderen vom Tisch - aber langsam. Liest Dein Mensch in einer hochgehaltenen Zeitung, spring vor die Zeitung.
Menschen springen auch gerne.
Arbeitet der Mensch am Computer, spring auf den Tisch, lauf über die Tastatur, fang den Mauszeiger auf dem Monitor und leg Dich dann so über Schoß und Arme, dass das Schreiben hilfreich verzögert wird.
Noch ein letzter Gedanke
Wenn möglich, geh so nah wie möglich an den Menschen heran, am besten nah ans Gesicht, dreh Dich dann schnell um und zeige Dein Hinterteil. Menschen lieben das, also mach es oft! Und vergiss die Gäste nicht!
Verfasser unbekannt